Parabene
Synonym(e)
Definition
Parabene sind Ester der para-Hydroxybenzoesäure (s.a. Benzoesäure), auch PHB-Ester genannt. Parabene verfügen über eine antimikrobielle und antimykotische Wirkung und werden daher weitverbreitet in pharmazeutischen Produkten, in Kosmetika (fast in jedem 4. Kosmetikum) sowie in versch. Lebensmitteln als Konservierungsmittel eingesetzt (E 214 - E 219)
Vorkommen
Produkte in denen z. B. Parabene eingesetzt werden, sind:
- Arzneimittel sowohl zur äußeren als auch inneren Behandlung
- Kosmetika wie Cremes, Lotionen, Make-Up, Lippenstifte, Rasierwässer, Deodorants, Seifen, Sonnenschutzmittel, Enthaarungsmittel, Shampoos, Zahnpasten
- Lebensmittel: In Lebensmitteln sind als Konservierungsstoffe nur Methylparaben und Ethylparaben sowie ihre Natriumsalze zugelassen. Sie werden auf Lebensmittel unter den Nummern E 214 und 215 sowie E 218 und 219 vermerkt. Parabene können in messbaren wenn auch geringen Konzentrationen in Urin, Serum und Milch nachgewiesen werden.
- Tabakwaren: Weiterhin finden sich Parabene in Tabakwaren. Sie sind dort (nach der derzeit gültigen Tabakverordnung) mit E 214 – E 217 deklariert.
- Technische Fett-und Ölprodukte: Im technischen Bereich werden Parabene zur Konservierung von Ölen, Fetten, Leimen, Schuhputzmittel eingesetzt.
- Kosmetik: Kosmetische Produkte werden vorwiegend durch Methyl- und Ethylparaben konserviert. Weniger häufig werden Propyl- und Butylparaben eingesetzt.
- Auf die nur noch sehr selten verwendeten Stoffe Isopropyl-, Isobutyl-, Phenyl- und Pentylparaben soll wegen mangelnder Daten ganz verzichtet werden.
- Benzylparaben ist als Konservierungsmittel in kosmetischen Mitteln nicht zugelassen.
Hinweis(e)
Anwendungssicherheit bei kosmetischen Produkten: Der Einsatz von Parabenen in kosmetischen Produkten wurde in den vergangenen Jahren mit verschiedenen relevanten UAW (unerwünschten Wirkungen) in Verbindung gebracht, darunter mit einem erhöhten Risiko an einem Brustkrebs zu erkranken.
Allergenität: Bei der allergologischen Betrachtungsweise ist zu beachten, dass Parabene nicht nur über Kosmetika und deren langzeitigem Hautkontakt, sondern auch über die Magen-Darm-Passage von Medikamenten und Nahrungsmitteln in den Organismus gelangen können.
Parabene werden häufig wegen der Auslösung von Allergien kritisiert. Sensibilisierungen gegen Parabene sind trotz ihrer weiten Verbreitung sehr selten; es werden nur sehr wenige allergische Reaktionen auf die zugelassenen Parabene beobachtet. Parabene erscheinen nicht in der Hitliste (Befunderhebungen an 1,0 Millionen Patienten) der 20 häufigsten Allergene des IVDK, die von Nickelsulfat und Duftstoff-Mix angeführt wird.
Beim Ersatz von Parabenen durch andere Konservierungsstoffe zeichnen sich allerdings weniger gute Erkenntnisse ab. Viele der anderen in Kosmetika eingesetzten Konservierungsstoffe haben ein weitaus höheres Sensibilisierungspotential. So z.B. wird die Verwendung von Methylisothiazolinon (MI) neu bewertet und für die Konservierung für Produkte, die auf der Haut verbleiben, verboten.
Dermatologen bestätigen die gute Hautverträglichkeit von Parabenen. Daher besteht auf der Basis einer breiten Datenlage keine Veranlassung, Parabene gegen andere Konservierungsstoffe, die ein deutlich höheres Allergie-Potenzial besitzen, auszutauschen.
Hormonelle Wirksamkeit (Brustkrebsrisko): Parabene und Brustkrebs: Parabene standen verschiedentlich im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein, z.B. als Induktoren von Brustkrebs. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat in entsprechenden Veröffentlichungen klargestellt, dass von Parabenen in Kosmetika bei bestimmungsgemäßem, selbst großflächigem Gebrauch keine Gesundheitsgefahr ausgeht. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Parabenen konnte bisher wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen worden.
Unstrittig ist, dass bestimmte Parabene eine gewisse hormonelle Aktivität haben, sodass sie zu den Xenoestrogenen, den synthetischen Östrogenen gezählt werden können. Es konnte weiterhin nachgewiesen werden, dass Parabene in-vitro an Östrogenrezeptoren binden können. In verschiedenen Studien war die östrogenartige Wirkung der Parabene jedoch um den Faktor 1.000 bis 1.000.000 geringer als bei 17-ß-Östradiol, dem physiologischen Hormon. Stärkste Effekte zeigten sich für Butylparaben, während der in kosmetischen Mitteln am häufigsten verwendete Ester Methylparaben die geringste Östrogenwirkung aufwies. Eine unlängst erschienene experimentelle Arbeit an ER+ Brustdrüsenarzinomzellen zeigte jedoch eine Stimulation durch Methylparaben; eine weitere, unlängst erschiene, relevante experimentelle Arbeit eine Stimuation von Tumorzellen durch Butylparaben.
Gesamtbewertung: Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat den Stand der Bewertung der Parabene in einer Stellungnahme im Januar 2011 zusammengefasst. Demnach sind Methyl- und Ethylparaben im erlaubten Konzentrationsbereich (bis 0,4%) als sicher anzusehen. Die östrogene Potenz ist gering. Bei Butyl- und Propylparaben wird wegen der höheren östrogenen Potenz eine Höchstkonzentration von 0,19 % vorgeschlagen. Bis zu dieser Konzentration ist die Verwendung als sicher anzusehen. Auf die nur selten eingesetzten Isopropyl-, Isobutyl-, Pentyl- und Phenylparaben sollte wegen der unvollständigen Datenlage vorläufig verzichtet werden. Alledings sollte das Karzinomrisiko nach vorliegenden neueren durchaus relevanten experimentellen Daten erneut überprüft werden. Die beiden Konservierungsstoffe Propylparaben und Butylparaben dürfen ab April 2015 nicht mehr in Kinderkosmetika enthalten sein, die im Windelbereich zum Einsatz kommen. Grundlage ist eine Bewertung der Konservierungsstoffe durch den Wissenschaftlichen Ausschuss für Verbrauchersicherheit (SCCS) der EU-Kommission. Das Verbot gilt auch für alle „Windel-Kosmetika“ für Kinder < 3 Jahren.
Literatur
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Richtlinie 2006/52/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 5. Juli 2006.