Antiepileptika-ÜberempfindlichkeitZ 88.8

Autor:Prof. Dr. med. Peter Altmeyer

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Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024

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Synonym(e)

Allergie gegen Antiepileptika; Antiepileptika-Allergie; Antikonvulsiva-Überempfindlichkeit; Überempfindlichkeitsreaktionen auf Antiepileptika; Überempfindlichkeitsreaktionen auf Antikonvulsiva

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Definition

Antiepileptika dienen sowohl zur Behandlung des akuten epileptischen Anfalls als auch zur Prophylaxe weiterer Anfälle im beschwerdefreien Zeitraum. Eine Behandlung mit Antiepileptika kann mit nicht vorhersehbaren UAWs einhergehen.

Die Überempfindlichkeitsreaktionen werden im Allgemeinen als T-Zell-vermittelte Allergie angesehen. Selten sind Sofforttyp-Reaktionen mit anaphylaktischem Symptom-Muster.

Typisch sind demnach verzögerte Hautreaktionen. Sie reichen von makulo-papulösen (nicht urtikariellen) Exanthemen, die 4-6 Wochen nach Therapiebeginn auftreten (sie klingen nach Absetzen der Medikation nach einigen Tagen wiederum ab - Blaszcyk B et al. 2013) bis hin zu schweren Hautreaktionen wie dem Stevens-Johnson-Syndrom oder der toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN).

Einteilung

Folgende Wirkstoffe sind der Wirkstoffgruppe "Antiepileptika" zugeordnet:

  • Brivaracetam
  • Carbamazepin
  • Clobazam
  • Clomethiazol
  • Clonazepam
  • Diazepam
  • Eslicarbazepin
  • Ethosuximid
  • Felbamat
  • Gabapentin
  • Lacosamid
  • Lamotrigin
  • Levetiracetam
  • Nitrazepam
  • Oxcarbazepin
  • Perampanel
  • Phenobarbital
  • Phenytoin
  • Pregabalin
  • Primidon
  • Sultiam
  • Topiramat
  • Valproinsäure
  • Zonisamid

Vorkommen/Epidemiologie

Genetische Prädisposition: Antiepileptika-Überempfindlichkeit kann mit dem Vorliegen bestimmter HLA-Allele assoziiert sein. Diese Assoziation ist insbes. bei Carbamazepin bedeutsam (Tangamornsuksan W et al.  2013).  Dies gilt v.a. für Chinesen mit Han-Chinesischer und Thailändischer Abstammung. Hier ist das humane-Leukozyten-Antigen (HLA)-B1502 derart eng mit SJS/TEN verbunden, dass vor Beginn einer Carbamazepin-Therapie dessen Bestimmung erfolgen sollte.  

Diagnose

Nach Abheilen der UAW empfiehlt sich eine allergologische Abklärung mittels Epikutantestung (für die meisten Antiepileptika gelten 10% Konzentrationen in einer Vaseline-Grundlage als nicht-irritativ!). und ggf. einem Lymphozytentransformationstest. Wichtig: die Sensitivität der Testungen ist nicht ausreichend um bei negativen Reaktionen eine Allergie auszuschließen! Falls keine Positivrektion nachweisbar ist, kann bei leichten Indexreaktionen die fraglichen Wirkstoffe einschleichend erneut versucht werden (Schnyder B 2018). Bei schweren Haut-oder Haut-Systemreaktionen sind die fraglichen Medikamente strikt zu meiden. Klinisch und testmäßig bestehen häufig Kreuzreaktionen innerhalb von aromatischen Antiepileptika (Phenytoin, Phenobarbital, Carbamazepin, Oxacarabazepin, Primidon, Felbamat, Zonisamid, Lamotrigin)

Hinweis(e)

Der Begriff „Antiepileptika-Überempfindlichkeit“ wird nicht einheitlich genutzt. Viele Autoren verwenden die Bezeichnung „Hypersensitivitäts-Reaktion“.

Literatur

  1. Błaszczyk B et al. (2013) Single centre 20 year survey of antiepileptic drug-induced hypersensitivity reactions. Pharmacol Rep. 2013;65(2):399-409. 
  2. Schnyder B (2018) Antiepileptika-Überempfindlichkeit. Allergo J 27: 16-18
  3. Tangamornsuksan W et al. (2013) Relationship between the HLA-B*1502 allele and carbamazepine-induced Stevens-Johnson syndrome and toxic epidermal necrolysis: a systematic review and meta-analysis. JAMA Dermatol 149:1025-1032. 

Autoren

Zuletzt aktualisiert am: 21.08.2024